Pünktlich zum 70. Geburtstag Thomas Spitzers, seines Zeichens nicht nur EAV-Mastermind sondern auch geschätzter Lyriker, erscheint erstmals ein prosaisches Konvolut an handschriftlichen Liebesbriefen und Reiseberichten. In „Herz auf Reisen“ wird der Leser auf über 204 Seiten in die verschrobenen, privatesten Winkel des Lebens des umtriebigen „Universalentleerten“ entführt.
„Bis das Selbstmitleid nach Vergeltung schreit!“ – vom Wahlheimatland Kenia, über Österreich, Deutschland, Spanien, Italien und Griechenland zieht sich der K(r)ampf um die Liebe als roter Erzählfaden durch ein facettenreiches Konvolut an Autographen, Notizen und Comiceinwürfen.
„Wussten Sie, dass Pablo Picasso zeit seines Lebens über eintausend Liebesgedichte verfasst hat? Nein? Stimmt auch nicht. Thomas Spitzer hingegen hat das! Der geistreichste Rauchgeist unserer Lande zeichnet die Liebe und sich in diesem Buch so feingliedrig, rein und spitz(er)findig, dass man es nicht für möglich hält, wie zeitlose Hits des deutschsprachigen Kulturguts aus ein und derselben Feder stammen können. Und wahrscheinlich genau deshalb, liegen sie selbiger zugrunde. Wenn Sie lieben, lesen Sie dieses Buch. Wenn Sie lesen, lieben Sie dieses Buch.“
— Paul Pizzera
Ab sofort vorbestellbar: uma.lnk.to/HerzAufReisen
- Hardcover-Buch
- 30 x 30 cm
- 204 Seiten
- Inkl. Audio-CD mit Lesung ausgewählter Kapitel
Geht ein altes Herz auf Reisen
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Doch was passiert, wenn jemand das Reisen und die Liebe als Lebensinhalt betrachtet? Geografisch wie gedanklich, innerlich wie äußerlich, musikalisch wie zeichnerisch. Eine unendliche Tournee der Erfahrungen, Erlebnisse und Sinneseindrücke. Festgezurrt zwischen Bühne, Backstagebereich und Badezimmer im Hotel. Niedergeschrieben zwischen diesiger Umnachtung und Momenten frühmorgendlicher Klarheit. Thomas Spitzer, geschickter Wortakrobat, profunder Zeichner und allgemein verunsicherter Kunstfeinsinniger, gibt erstmals tiefste Einblicke in seine weidwund geöffnete Gefühlswelt. Er offenbart sein reichhaltiges Archiv aus ausgeschmückten Liebesschwüren, kleinen Bonmots und verschachtelten Gedichten an Angebetete und Geliebte.
In gewohnt textsicherer Präzision und ausgeschmückt mit akkuraten Zeichnungen lädt er den Leser ein zu einem ausführlichen Blick hinter die Kulissen seiner inneren Zerrissenheit. Es geht um die Leidenschaft, die Leiden schafft. Um die Sehnsucht nach Geborgenheit. Um die Suche nach der ewigen Jugend oder schlichtweg um die Hoffnung auf inneren Frieden nach einer Phase voll schmerzender Zwistigkeiten zwischen zwei Liebenden. Ähnlich wie bei seinen messerscharfen, polit- und gesellschaftskritischen Beobachtungen in EAV-Texten ist Spitzer auch in seiner hochprivaten Präsentation ein Meister der Metaphorik und der Metaebene. Er skizziert auf seinen Privat-, Studio- und Tourreisen zwischen Ibiza, Venedig, Rostock oder dem kenianischen Diani Beach die immanente Suche nach dem zweisamen Glück und einer partnerschaftlichen Stabilität, die von unterschiedlichen Lebensanschauungen, Diskussionen und Launen torpediert wird.
Im persönlichen Segment ist Spitzer eindeutig nahbarer und verletzlicher als man es von seinen Preziosen im Bandkontext gewohnt ist. Seine Beziehungs- und Liebessprache ist von beherzter Melancholie und naiver Hoffnung durchzogen. Sie versucht unrettbare Situationen zu einem Happy End zu führen und Ausweglosigkeit mit fast schon kosmischem Glücksvertrauen zu ersetzen. „Liebe braucht keinen Luxus – sie ist das einzig Wahre“, schreibt Spitzer an einem kalten Wintertag in Venedig, um damit nicht nur sein persönliches Feuer im Herzen am Lodern zu halten. In seinen oft prosaischen, dann aber auch märchenhaft ausstaffierten Worten gibt der Künstler einen ehrlichen und glasklaren Einblick in sein Seelenheil. Einen Einblick, welcher der politischen Korrektheit der Gegenwart nicht immer gerecht wird und auch nicht gerecht werden möchte.
Wer sich auf die intensiven Texte und Gedanken aus Spitzers kalligrafischen Tagebüchern einlässt, sollte auf Unverblümtes und klar Gesprochenes vorbereitet sein. Niemals waren die selbsttherapeutischen, teils kathartischen Inhalte für eine breite Öffentlichkeit bestimmt. Die Exzerpte sind tiefe Sinneseindrücke aus dem tiefsten Krater der menschlichen Emotion. Es sind aber keine Wasserstandsmeldungen aus dem seelischen Lazarett, sondern selbstschützende, hoffnungsfrohe Bestandsaufnahmen. Zeitdokumente eines Herzens, das nicht immer vor Freude jauchzt und springt, sondern sehr oft sehr langsam schlägt und siecht. Trauert und grübelt. „Vielleicht bin ich ein Liebesblöder, doch ohne sie wär’s ungleich öder…“
Die Liebesbriefe und Reiseberichte umfassen 17 Jahre der Persönlichkeitsfindung, des Wandels und immer wieder neu Entdeckens. Sie erzählen von einem in vielfacher Hinsicht unvergleichbaren Original, das ständig zwischen Herz und Hirn pendelt, es aber weder an Menschlichkeit, noch an Intellekt vermissen lässt. Eines Menschen, der die Kunst, die Liebe und das Leben stets mit 110 Prozent und voller Hingabe zelebriert. Für den Schmerz und Kummer genauso zum Leben gehören wie Spaß und Zwanglosigkeit. Jemand, der das Leben gleichermaßen in seiner vollen Pracht und Abscheu inhaliert und lieber aktiv gegen seine Dämonen kämpft, als sich empathielos aus der Affäre zu ziehen und eine Gefühlsmauer aufzubauen. „Was ist das Gegenteil von Liebe und Hass“, fragt Spitzer in einem seiner Briefe. Es ist die Gleichgültigkeit. Das einzige Wort, das dem rhetorischen Zeremonienmeister fremd ist. „
— Robert Fröwein
Herausgegeben von Nora Spitzer
Verlegt von Sasha Saedi | Ideas Edition (Mödling) | 2023